Am 20.März feiern wir den Weltglückstag, für uns Anlass zu überlegen, welche Bedeutung «Glück» im medizinischen Umfeld hat.Beginnen wollen wir dem Wort «Glück» und seinen verschiedenen Bedeutungen. Wer Glück hat, der hat nicht Unglück oder Pech. «Mit Glück konnte ich dem Auto gerade noch ausweichen». Sonst wäre ein Unglück geschehen. Wer Glück hat, kann unverdientermassen einen Erfolg erringen, z.B. eine Prüfung bestehen oder im Fussball ein Tor erzielen («Glückstreffer»).
So verstanden ist Glück zufällig und kurzlebig. Diese Art von Glück sollte in der Medizin keinen Platz haben. «Glücksmedizin» darf nicht heissen, dass die Ärztin oder der Arzt «zum Glück» den richtigen Arm behandelt hat.

Das Adjektiv «glücklich» bezeichnet einen Zustand, eine Entwicklung. «Hans hatte eine glückliche Jugend.» «Meine Grosseltern geniessen ein glückliches Alter.» Studien belegen, dass Menschen, die sich glücklich fühlen, eine bessere körperliche Gesundheit haben. Sie haben ein stärkeres Immunsystem und sind weniger anfällig für Krankheiten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ihr glückliches Leben positive Emotionen auslöst, die das Immunsystem stärken und Entzündungen reduzieren. Glückliche Menschen haben auch einen günstigeren Verlauf von Krankheiten. Sie haben oft eine bessere Prognose bei Herzkrankheiten, Schlaganfällen und Krebs. Sie können mit Stress besser umgehen, Krankheiten besser bewältigen und die Genesung beschleunigen. Ein glücklicher Mensch hat bessere Chancen, mit einer schwierigen Diagnose fertigzuwerden oder mit chronischen Schmerzen umzugehen.

In der Medizin spielen die sogenannten Glückshormone eine wichtige Rolle. Diese Hormone (Serotonin, Dopamin, Endorphine) werden im Gehirn freigesetzt und tragen zu unserem Glücksempfinden bei.

Serotonin ist bekannt als "Glückshormon" und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Stimmung und Emotionen. Dopamin ist mit Belohnung und Motivation verbunden, während Endorphine als natürliche Schmerzmittel wirken und ein Gefühl von Wohlbefinden erzeugen. Die Glückshormone können auch einen Einfluss auf Schmerzen und Krankheiten haben. Glückliche Menschen haben oft eine höhere Schmerztoleranz und können besser mit chronischen Schmerzen umgehen. Die Freisetzung von Endorphinen kann dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Darüber hinaus können Glückshormone auch die Stimmung und das emotionale Wohlbefinden bei Krankheiten beeinflussen.

Der Zustand unserer Patientinnen und Patienten hängt also stark davon ab, wie «glücklich» oder wie «unglücklich» sie sind. Wie können wir ihnen helfen, auch in schwierigen Situationen gefühlsmässig stabil zu bleiben? In Gesprächen mit kranken Menschen, Angehörigen und medizinischem Personal habe ich Antworten auf diese Frage gesucht.

An erster Stelle stehen Empathie und Unterstützung. Wir nehmen die Ängste und Sorgen der Patientinnen und Patienten ernst.
Wir bauen eine vertrauensvolle Beziehung auf zwischen Patientinnen/Patienten und Behandlungsteam, wir kommunizieren ehrlich.
Die Patientinnen und Patienten werden über ihre Krankheit und die Behandlungsmöglichkeiten gut informiert, nur so können sie fundierte Entscheidungen treffen (zusammen mit Angehörigen und medizinischem Betreuungsteam). Für die Bewältigung chronischer Schmerzen bieten wir verschiedene Strategien an und begleiten die Patientinnen und Patienten bei der Suche nach angepassten Methoden. Wir helfen den Patientinnen und Patienten, einen positiven Blick auf ihr Leben entwickeln, ihre Stärken und ihre Ressourcen zu erkennen. Wir fördern ihren Austausch mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen (Selbsthilfegruppen, Online-Foren). Wir berücksichtigen verschiedene Aspekte des Wohlbefindens: Ernährung, Bewegung, Schlaf und gesunden Lebensstil.

Jede Patientin und jeder Patient hat individuelle Bedürfnisse. Was für den einen passt, ist für den andern nicht geeignet. Daher ist es wichtig, auf die Bedürfnisse und Wünsche jeder Patientin, jedes Patienten einzugehen und individuelle Lösungen zu finden.
Für viele von euch sind die oben aufgezählten Ratschläge nicht neu, sie haben uns durch die Ausbildung im Chronic Care Management begleitet.

«Glück» in seinen verschiedenen Bedeutungen ist Teil unseres medizinischen Alltags. Ein Lächeln nützt manchmal mehr als viele Medikamente. Und wir wollen nicht vergessen, dass auch wir Menschen sind (manchmal auch Patientinnen und Patienten), dass wir dieses Gefühl nur weitergeben können,wenn wir selbst glücklich sind.